Siehe auch: Mit den Sternen tanzen

 

 

Himmel

Bevor man sich für den Kauf eines Instruments entscheidet, um damit die Möglichkeiten des Auges zu erweitern und mehr Licht vom Nachthimmel zu sammeln, sollte man sich sehr genau bewuβt machen, wo man wohnt und wie Himmelsqualität am Hauptbeobachtungsort ist. Diese beiden Vorbedingungen sind unbedingt zu beachten, bevor man sich zum Kauf entschlieβt.

 

Wenn man im fünften Stockwerk eines Hochhauses im Stadtzentrum wohnt und nur einen kleinen Balkon und keinen Aufzug zur Verfügung hat, ist es wenig nützlich, sich ein groβes Teleskop zuzulegen (auβer man ist bereit, seinen Wohnort abends für einen besseren Beobachtungsplatz zu verlassen). Im Stadtzentrum herrscht oft eine groβe Lichtverschmutzung.  Das ist zwar kein Hindernis, Astronomie zu betreiben, aber man muβ sich leider mit den hellen Objekten des Sternenhimmels begnügen, wie den Planeten (besonders Venus, Jupiter, Saturn und Mars), den Doppelsternen und den offenen oder Kugel- Sternhaufen (siehe die untenstehenden Bilder).

 

Dafür genügt ein mittelgroβes Teleskop. Man kann selbstverständlich auch abends mit dem Auto oder der Strassenbahn auf's Land fahren, ... aber es wäre ein Fehler, die Müdigkeit nach der Arbeit und die Abmessungen und das Gewicht des Teleskops beim Transport (Treppenhaus und Fahrzeug) zu unterschätzen. Das beste Teleskop ist dasjenige, welches man am meisten nutzt !

 

Am Stadtrand, wo die Lichtverschmutzung meist geringer ist (zumindest in bestimmten Himmelrichtungen) oder wenn man Zugang zu einem Garten hat (auch in der Innenstadt), wo man sich teilweise hinter Bäumen, Büschen oder Haus- und Garagenmauern vor dem Straβenlicht schützen kann, können groβe Teleskope mehr Sinn machen. Ideal ist die Situation natürlich dann, wenn man komplett auf dem Land wohnt (obwohl die Lichtverschmutzung in den Dörfern ebenfalls zunimmt). Um einen Eindruck von der Lichtverschmutzung in seiner Wohngegend zu bekommen, kann man sich Lichtverschmutzungskarten ansehen.

 

 

 

Gesichtsfeld

Die zweite Vorbedingung, die man im Kopf behalten sollte, bevor man ein Beobachtungsgerät kauft,  ist das Gesichtsfeld des Instruments (und auch dessen Gewicht). Wenn man am Himmel spazierenschauen will, ist ein Fernglas die beste Wahl, denn man kann es auch noch anderweitig nutzen.

 

Jedoch sollte man sich kein zu groβes und schweres Fernglas zulegen. Geht man beim Fernglas über eine gewisse Gröβe und Gewicht hinaus (mehr als 10-fache Vergröβerung, maximal 12-fach, und Objektivdurchmesser von mehr als 50 mm, maximal 56 mm), kann man das Fernglas nicht mehr ruhig in der Hand halten. Nach kürzester Zeit (30 Sekunden) beginnt man zu zittern wie Espenlaub. Dann benötigt man ein Stativ mit Neigekopf und in diesem Fall kann man auch direkt an ein Fernrohr oder Spiegelteleskop denken. Bei einem Fernglas (ohne Stativ) ist es wichtig, in jedem Fall unter zu 1 kg bleiben, je weiter man von dieser Marke entfernt bleibt, desto besser.

 

Für den Spaziergang am Himmel ist ein 10x40 Fernglas tatsächlich ideal. Ebenso für die Beobachtung von groβflächigen Objekten, wie z.B. der Andromedagalaxie, die 3,5° am Himmel bedeckt, also eine Fläche, die dem 7-fachen Vollmonddurchmesser entspricht; siehe die beiden Bilder links.  Mit einem Teleskop ist es dagegen nahezu unmöglich, die ganze Galaxie in's Bild zu bekommen.

 

Auf der anderen Seite braucht man mindestens eine Vergröβerung von 20- bis 25-fach, um die Saturnringe zu sehen, ansonsten läβt sich Saturn nicht von einem Stern unterscheiden. Dies stellt natürlich die Entscheidung für ein Fernglas wieder in Frage.

 

Mit der freien Software Stellarium kann man das Gesichtsfeld von verschiedenen astronomischen Geräten simulieren. Ich habe mal die Plejaden als Beispiel genommen (untenstehende Bilder). Man sieht, daβ der Unterschied des Gesichtsfeldes zwischen dem 10x40 Fernglas und den beiden Teleskopen (Newton und Maksutov) enorm ist. Zwischen den beiden Teleskopen scheint der Unterschied dagegen marginal zu sein, aber er spielt trotzdem eine Rolle: die Plejaden gehen leicht in das Gesichtsfeld eines Newton mit f/5 (Okular mit maximalem Gesichtsfeld in 1.25 Zoll), während sie nicht mehr in's Gesichtsfeld eines Maksutovs mit f/15 hineinpassen (zur Erklärung des f/d siehe auf den nächsten Seiten). Man sieht ebenfalls, daβ das Bild der Plejaden im Teleskop (und übrigens auch im Fernrohr) gegenüber dem Fernglas auf dem Kopf steht  (man beachte die Position der Deichsel des "ganz kleinen" Wagens im ersten und zweiten Bild). Das Gesichtsfeld von Fernrohren und Schmidt-Cassegrain-Teleskopen (f/10) liegt im Allgemeinen zwischen dem der beiden unten gezeigten Teleskopen (in ein Celestron mit f/10 und 1,25 Zoll Okularauszug geht die Deichsel auch nicht mehr mit in's Bild hinein).

 

Zu einem weiteren "Gesichtsfeld-Simulator", siehe noch den Link am Ende der Seite: Okular-Gesichtsfeld

 

 

 

Achtung: die Simulationen sind nur für das Gesichtsfeld korrekt; die Farben (die blauen Nebel in den Plejaden) sind visuell nicht sichtbar. Das liegt daran, daβ die Kamera Licht "aufsummieren" und speichern kann, während das Auge nur momentan Licht sammelt.

 

Wir sehen die Farben mit den Zäpfchen im Zentrum unserer Augen (photopisches Sehen von altgriechisch "phos" = Licht), die aber nachts "einschlafen" (weil sie nichts mehr sehen), auβer wenn es genügend Licht gibt, welches entweder vom beobachteten Objekt selbst kommt (Mond, Planeten, helle Sterne) oder von der Umgebung (Straβenlaternen und andere künstliche Lichtquellen). Für schwach leuchtende Objekte (Galaxien, Gasnebel) sind die Stäbchen am Rande des Auges zuständig (skotopisches Sehen von gr. "skotos" = Dunkelheit). Sie "wachen auf" bzw. übernehmen die Kontrolle im Auge, wenn es dunkel wird und können - wie um den Farbverlust zu kompensieren - wirklich tausende von Grautönen unterscheiden: "Nachts sind alle Katzen grau". Während der Morgen- bzw. Abenddämmerung sind die einen noch nicht komplett wach/eingeschlafen und die anderen noch nicht voll eingeschlafen/wach (besonders die blauen Zäpfchen). Man nennt dieses Sehen mit beiden Arten von Empfängern meso(to)pisch (von gr. "meso" = Mitte). Es gibt sogar eine Theorie die besagt, daβ die blauen (nicht die anderen) Zäpfchen nachts gar nicht wirklich schlafen, sondern sich in einem halbwachen Zustand befinden, jederzeit bereit in Aktion zu treten, wenn es das geringste Quentchen Licht gibt. Jedenfalls gehen sie abends als letzte schlafen (und sind morgens die ersten, die wach sind), siehe den Ausdruck "die blaue Stunde". Deshalb ist die Transmission von Linsen und Spiegeln im blauen Spektrum (400  bis 500 nm) sehr wichtig. Sie wird aber häufig von den Glasherstellern vernachlässigt, weil man jahrzehntelang der Auffassung war, das menschliche Auge sähe "im Blauen" nicht viel (was nur für die ganz kurwelligen blauen Strahlen richtig ist).

 

 

 

Auβerdem sind die obengezeigten Objekte (Andromeda, Plejaden und Mond) helle "Paradeobjekte"; viele Deepsky-Objekte sind aber schwach leuchtende, eher graue Flecken (daher das Erfordernis des dunklen Himmels) und mit den tollen, lange belichteten Fotos der Fotographen oder gar der Weltraumteleskope in keinster Weise zu vergleichen; siehe das Youtube-Video hier

 

Die alte Seite von Binoviewer zeigt - so finde ich - sehr realistisch, was man - für Deepsky - mit welcher Teleskopgröβe zu sehen erwarten kann (andere, modernere Seiten sind nicht so realistisch); unten auf der Seite befinden sich noch Links, die zeigen, was man auf den Planeten Jupiter und Saturn in verschieden groβen Fernrohren und Teleskopen sehen kann.

 

 

 

Für weitere Details zum Thema Teleskopwahl, schlage ich vor, sich auf die nächste Seite zu begeben.