Siehe auch: Mit den Sternen tanzen

 

 

Sucher, Visiere und „Finder"

 

 

 

Finden ohne "goto

 

 

 

Wenn man wirklich Spaβ an der visuellen Beobachtung haben und abends sein Fernrohr oder Teleskop spontan einfach rausstellen will, ohne sich um das komplexe "Einnorden", den Stromanschluβ oder das Aufladen von Batterien, um die Synchronisierung der Uhrzeit oder mit 3 Sternen zu kümmern und ohne über einen Kabelsalat zu stolpern, ... dann sind der oder die Sucher (oder besser "Finder") von allergröβter Wichtigkeit. Man braucht natürlich auch gute Karten, meine Karten auf "mit den Sternen tanzen" genügen aber für den Anfang.

 

Wie ich auf verschiedenen Karten erklärt habe, z.B. auf der hier, findet man schwächere Deepsky-Objekte am besten, indem man sich Linien zwischen - vorher auf der Karte und am Himmel identifizierten - helleren Sternen vorstellt, die sich über dem Zielobjekt kreuzen (man kann die Linien auf den Karten mit dem Bleistift einzeichnen). Oder man denkt sich eine geometrische Form von Sternen aus (z.B ein Dreieck), wovon eine der Ecken das  gesuchte Objekt ist. Danach visiert man den Kreuzungspunkt oder die Ecke der Linien am Himmel = das Objekt mit dem Visier oder Sucher an. Sieht man es nicht direkt im Sucher, reicht es für hellere Deepsky-Objekte oft aus, das Übersichtsokular in's Fernrohr/Teleskop zu stecken und - wenn man es immer noch nicht sieht - eine Bewegung mit dem Teleskop zu vollführen, die der Zeichnung der Linien auf einem Schneckenhaus entspricht.

 

Leider sind die Teleskope und Fernrohre für Anfänger oft mit wirklichen "Suchern" ausgestattet (Bild unten links), die das exakte Gegenteil eines "Finders" sind. Der Verkäufer denkt wohl, jeder Amateurastronom sei ein "tech freak", der unbedingt "go to" (unten auf der Seite) will, und deshalb keinen "Finder" braucht. (Aber das ist falsch gedacht, auch mit goto braucht man einen guten Sucher).

 

     Sucher 6x30                    Rotpunkt-Visier                       Telrad  (oder Klon)         Rigel Quikfinder       Kreuz Rigel Quikfinder      Kreise Telrad auf M 13

 

Die "Rotpunkt-Visiere" sind da besser, ... aber ihre roten Punkte leuchten meistens zu hell. Will man einen schwächeren Stern einstellen, wird dieser leicht von der Helligkeit des roten Punktes überstrahlt. Da gibt es aber eine einfache Lösung: diese Visiere werden fast immer mit Knopfzellen ("Mignon"-Batterien) versorgt. Ist dem so, kann man einfach eine oder zwei der Batterien herausnehmen und diese durch Unterlegscheiben aus Metall ersetzen.

 

Ein Telrad oder Rigel Quikfinder ist noch besser. Der Rigel hat einen gröβeren Abstand (in der Höhe) vom Tubus,  was es einfacher macht, mit dem Auge heranzukommen. Beim Quikfinder kann man - bei der Bestellung - zwischen einem Kreuz (was auf dem Bild blinkt, aber das kann man abstellen) - und zwei Kreisen im Abstand von 0,5° und 2° vom Zielobjekt wählen, während der Telrad drei Kreise zeigt, mit 0.5°, 2°und 4° vom Objekt. Bei beiden kann man die Lichtintensität regeln, was sehr gut ist, da es einen Unterschied macht, ob man aus der Stadt heraus (seitliches Streulicht) beobachtet oder unter dunklem Himmel im Gebirge und ob man schwache Deepsky-Objekte sucht oder schwächere Planeten (Uranus, Neptun).

 

[Aber ehrlich gesagt, wenn man einen richtigen "Finder" hat (dazu gleich), geht es auch (zusätzlich) mit "Kimme und Korn". Ich habe an meinem Celestron 6 zwei schwarze (weil es besser aussieht; silber sieht man nachts aber besser) Metallwinkel angebracht, wovon das Loch des vorderen aufgebohrt wurde. Das setzt aber, wie gesagt voraus, daβ man zusätzlich einen "Finder" hat].

 

 

 

 

Visier und "Finder" auf demselben Teleskop ?

 

 

 

Manchmal findet man das "Objekt der Begierde" aber einfach nicht mit dem Visier und die Methode, direkt vom Visier zum Übersichtsokular im Hauptgerät zu springen, hilft dann auch nicht (besonders bei schwachen Deepsky-Objekten). Was also tun ? ... Man kann es drehen und wenden, wie man will: ... aber für schwache "Deepsky-Objekte" kommt man einfach nicht darum herum, in einen echten "Finder" zu investieren

 

Wenn man den Markt so betrachtet, so finde ich, daβ ein Sucher so von 8x50 an anfängt "gut" zu werden. Die chinesischen 8x50 Sucher sind so verbreitet, daβ man sie sehr günstig auf dem Gebrauchtmarkt findet. Trotzdem habe ich mir einen "Finder" aus einem alten 8x40 Fernglas gebaut, bei dem die Prismen nicht mehr parallel waren. ... Und der ist super !

 

Warum ich das getan habe ? Die 8x50 China-Sucher sind für den Anfang sehr gut, aber ich finde das Feld könnte besser sein. Die eingebauten 20 mm Plössl Okulare haben eine ziemlich enge Feldblende (12 oder 15 mm ?), welche das Feld deutlich reduziert. Nicht zu vergleichen mit meinem halben Fernglas, das über ein sehr groβes Feld verfügt. (Man sieht übrigens auf den Bildern des 6x30 Suchers oben und des 8x50 Suchers unten, daβ das Okular dasselbe zu sein scheint).

 

                          Finder 8 x 50                                                        halbes Fernglas                                                       Mein 5x40 rechtwinkliger Finder

 

 

 

 

Rechtwinkliger "Finder" ?

 

 

 

Und wenn man gerade dabei ist: besitzt man schon ein Visier (und sei es nur "Kimme und Korn") und ist bereit, zusätzlich einen "Finder" zu erwerben, kann man auch gleich einen rechtwinkligen Finder nehmen. Man braucht ja den (dann rechtwinkligen) Finder nicht mehr zum (geradeaus) anvisieren, weil man ja noch das Visier hat. Der rechte Winkel hat mehrere Vorteile: man schützt seinen Nacken und das Bild im Sucher ist aufrecht (weil der Zenitspiegel das kopfstehende Bild "oben-unten" wieder zurechtrückt; siehe dazu sogleich). Aus dem Zenitspiegel am Finder ergibt sich noch der weitere Vorteil, daβ man zum Suchen - besonders bei langen Refraktoren - nicht auf den (nassen ?) Boden knien muβ und daβ man das Objekt ohne (Nacken-)Stress in Ruhe aufsuchen kann.

 

Wie man auf dem Bild oben rechts sieht, habe ich meinen Fernglas-Finder schlieβlich in einen rechtwinkligen Finder umgebaut und ein 32 mm Plössl  Okular auf den Zenitspiegel draufgesetzt (maximales Feld in 1,25 Zoll). Es ist jetzt ein 5x40 Finder mit einem wahren Gesichtsfeld von 9° und einer Austrittspupille von 7,5 mm. Auβerdem habe ich den Finder an die Seite meines Teleskops gesetzt (und nicht obenauf), sodaβ die Okulare auf den beiden Zenitspiegeln dieselbe Einblickshöhe haben, was es erlaubt, gleichzeitig mit dem rechten Auge durch den Finder und mit dem linken in mein Celestron zu schauen.

 

 

 

 

Orientierung der verschiedenen Ansichten im "Finder" und im Teleskop

 

 

 

 

 

DIe Orientierungs-Problematik erklärt sich am Besten am Beispiel eines "Asterismus". Nehmen wir Messier 13, den berühmten Herkuleshaufen und die ihm nahestehende Galaxie, NGC 6207. M 13 ist einfach zu finden, weil er sich leicht rechts der Linie η - ζ Ηer befindet (erstes Drittel der Linie von η Her aus), die die linke Seite des Brustkorbs des Herkules darstellt.

 

Aber obwohl M 13 sich rechts der Linie befindet, muβ man ihn im Teleskop links davon suchen, weil im Newton, im Refraktor und in den anderen Teleskoparten ohne Zenitspiegel, das Bild um 180° gedreht ist (links-rechts = Ost-West und gleichzeitig oben-unten = Nord-Süd sind vertauscht; aber das Bild ist nicht (!) gespiegelt, d.h. eine Schrift am Himmel wäre kopfstehend, aber lesbar). Wenn man also einen geradsichtigen Sucher an einem Fernrohr oder Teleskop verwendet (egal ob Refraktor, Newton, Schmidt-Cassegrain oder Maksutov) und ohne Zenitspiegel in das Hauptinstrument schaut, ist alles "paletti", weil die Bilder im Sucher und im Hauptrohr "parallel" gedreht sind.

 

Das Bild ist mit der Software "Guide 9.1" von Bill Gray gemacht

Wenn man sich jetzt links die drei vergröβerten Ausschnitte aus obigem Bild anschaut, und den Richtungsanzeiger, so sieht man sofort, daβ das mittlere Bild komplett auf den Kopf gedreht ist (also sowohl links-rechts, als auch oben-unten sind vertauscht). Der Stern η Her befindet sich jetzt unten und ζ Her oben, während  sich M 13 links der Linie und die kleine Galaxie NGC 6207 unterhalb von M 13 befindet. Die Schrift ist kopfstehend, aber nicht (!) gespiegelt (wenn man sich auf den Kopf stellt, kann man die Schrift - von NGC 6207 - lesen).

 

Das ist die ganz normale Ansicht in einem astronomischen Teleskop. (Am Himmel braucht man keinen "Umkehrsatz", wie in einem Fernglas; zusätzliche Linsen oder Prismen mindern nur die Qualität der Abbildung).

 

Der Ausschnitt rechts zeigt die Ansicht im Zenitspiegel. Der Spiegel richtet zwar das Bild wieder auf (η Her und die Galaxie befinden sich wieder oben, wie zu Beginn), aber er "spiegelt" das Bild nur oben-unten (und "dreht" es nicht): links und rechts bleiben vertauscht und die Schrift ist jetzt auch noch gespiegelt (man kann NGC 6207 kopfstehend nicht lesen).

 

Daran sollte man immer denken, wenn man das "Bequemlichkeitsinstrument" des Zenitspiegels nur an einer der beiden Optiken (Teleskop oder Sucher) oder im Vergleich mit dem Auge direkt am Himmel / mit Sternkarten verwendet !

 

Sternhüpfen ("star-hopping") mit Visier und rechtwinkligem "Finder"

 

 

 

 

Die beschriebene Situation ist für's star-hopping“ natürlich keineswegs ideal. Man muβ die Position der Objekte im Sucher und im Teleskop ständig "im Kopf umdrehen", machmal sogar zweimal drehen, wenn man wissen will, in welche Richtung man jetzt das Teleskop bewegen soll.

 

Deshalb ist es, wie schon gesagt, für Refraktoren, Schmidt-Cassegrains und Maksutovs am besten, einen Zenitspiegel sowohl am Sucher, als auch am Teleskop zu haben. Die Bilder sind dann in beiden Instrumenten aufrecht, und nur noch seitenverkehrt und man muβ nur einmal umdenken (die links-rechts Vertauschung kennt man ja morgens vom Badezimmerspiegel) und nicht auch noch den oben-unten Tausch berücksichtigen.

 

Für einen Newton macht ein Zenitspiegel aber keinen Sinn, weil die Lichtstrahlen den Tubus ja sowieso schon im rechten Winkel verlassen (obwohl das Bild genauso ausgerichtet ist, wie in einem Refraktor *). Leider (warum eigentlich ?) gibt es im Markt keine "Newton"-Sucher. Um also diesselbe Orientierung der Bilder in Newton und Sucher zu haben, muβ man folglich mit einem geradsichtigen Sucher (Typ: Fernrohr) vorliebnehmen, was wieder das Nackenproblem aufwirft.  Oder man baut sich selber seinen Newton-Sucher (z.B. aus einem "Baby"-Newton 76/300 für Kinder), was ich für meinen 12 Zoll Dobson realisiert habe (siehe nebenstehendes Bild). Ich habe ein günstiges, ultraleichtes Okular mit 23 mm Brennweite gefunden, was 62° Gesichtsfeld hat und zudem noch sehr gut ist. Damit habe ich somit einen  13x76 Sucher mit einer Austrittspupille von 6 mm und einem wahren Gesichtsfeld von 4, 75°. ... Was will man mehr ?

 

* Um ganz genau zu sein, muβ man sagen, daβ es noch davon abhängt, ob der Tubus waagrecht steht (und man "quer" dazu steht oder sitzt), also man eher den Horizont beobachtet oder ob der Tubus senkrecht und der Beobachter "längs" dazu steht (eher Zenitbeobachtung). ... Aber bei einem Refraktor oder SC/Mak kann man ja den Zenitspiegel auch um 90° nach der Seite drehen (was auβerdem die Schrift wieder lesbar macht).

 

Nach meinem Selbstbau habe ich übrigens noch ein Instrument gefunden, welches man wahrscheinlich noch einfacher in einen "Newton-Sucher" umbauen kann (man könnte glauben, jemand habe mich kopiert). Man muβ natürlich ein biβchen basteln, um es anzupassen. Aber wenn das gelingt, ist der Sucher sicherlich sehr leicht (das Gewicht war das groβe Problem meines ersten Prototypen des Newton-Suchers, weil er den Dobson in die Knie zwang).

 

 

 

 

Fassen wir also zusammen (sowohl was den Sucher anbelangt, als auch die Montierung) !

 

 

 

 

Mit einem Visier (auch "Kimme und Korn") und zusätzlich einem 8x50 Sucher (oder noch besser ?), kann man auf eine Motorisierung seines Teleskopes vollkommen verzichten und man braucht auch keine parallaktische Montierung, sondern die viel leichtere und einfacher zu handhabende alt-azimutale Montierung genügt vollkommen.

 

Ich habe das erst über Jahre praktischer Beschäftigung mit der Astronomie gelernt, und würde heute niemals zur schweren und komplizierten parallaktischen Montierung zurückkehren. Gerade weil man abends einfach spontan beobachten kann, wo und wie man gerade Lust hat. Und wenn man sich die kleine Mühe macht, die Sternbilder kennenzulernen, braucht man auch keine "Knöpfe zum Drücken" ("goto").

 


 

Aber, ... werdet Ihr sagen: ... man kann nicht fotographieren !

 

Das ist richtig (ausser für Smartphone Bilder) ! ... Aber die meisten erfahrenen Beobachter raten sowieso davon ab, am Anfang ein "Alleskönner"-Teleskop zu kaufen, auf einer Montierung, die - laut Verkäufer - visuelle Beobachtung und Fotographie gleichermaβen erlaubt.

 

Diese "Kombinationen" werden zwar zu sehr attraktiven Preisen angeboten, ... aber sie sind leider allesamt "weder Fisch noch Fleisch". Sie sind weder für die visuelle Beobachtung gut (wackelige und / oder kompliziert aufzusetzende Montierung, mit der man nach stundenlangem Aufbau und Einstellung, nichts findet), noch für die Fotographie (zu kleine und zu schwache Montierung in jeder Hinsicht), auch wenn die Optik selbst gut ist.

 

Die "eierlegende Wollmilchsau" gibt es halt einfach nicht  und wenn das Gerät - aus Enttäuschung - in der Ecke verstaubt, hat man ja auch nichts gewonnen !

 

 

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Falls  man sich wirklich nicht entscheiden kann, besteht eine der Möglichkeiten darin, sich zunächst einen Tisch-Dobson zuzulegen (ich kann hier leider nicht umhin, einen Link auf einen Händler zu setzen), dessen Montierung nicht viel zu den Gesamtkosten beiträgt. (Und einen alten Campingtisch oder so für den Balkon kann jeder irgendwo auftreiben. Unterwegs sucht man sich einen Grillplatz oder eine Bank).

 

Später, wenn man eine gewisse Erfahrung mit dem Gerät (und - nicht zu vergessen - mit dem Sternenhimmel) gesammelt hat, und dann Lust auf richtige Astrofotographie hat (Schnappschüsse mit dem Handy + Halterung kann man auch am Dobson machen), kann man dann eine wirklich gute Montierung erwerben. ... Aber Achtung: es ist keinesfalls auszuschlieβen, daβ man nach ein paar Versuchen auch die Dobson-Montierung liebgewinnt. ... Und man kann auch sehr schöne Fotos mit dem Handy an einem Doson machen !

 

 

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Wenn man die Optik alleine betrachtet, würde ich vorallem deshalb einen Newton empfehlen, weil die günstiger sind, als alle anderen Fernrohre und Teleskope, und weil man mit 150 mm Durchmesser deepsky-mäβig einfach deutlich mehr sieht, als mit einem 100 mm Refraktor. Das Lichtsammelvermögen (d.h. der Durchmesser der Optik) ist tatsächlich DER entscheidende Faktor bei der visuellen Beobachtung und wenn man z.B. an Kugelsternhaufen denkt, wie M 13, dann beginnt Deepsky erst richtig bei 150 mm (eventuell bei 127/130 mm, weil es da so gängige Maks und Newtons gibt); siehe diese alte Seite von Binoviewer, die - im Gegensatz zu moderneren Vergleichsseiten - einen sehr realistischen Eindruck dessen liefert, was man sieht (--> graue Flecken).

 

Wie im Titelbild gesagt: es geht vorallem darum, Licht zu sammeln, ... und das geht - für visuell - am besten mit einem gröβeren Durchmesser der Optik.

 

 

 

 

Laβt uns jetzt von der "Justierung / Kollimierung" der Optik sprechen.